„Mütterlichkeit als Beruf?!“ – Frauen in Pflege- und Erziehungsberufen im Wandel der Zeit. Geschichte. Bedeutungen. Perspektiven

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Schon der Titel unserer Tagung ist Provokation und Widerspruch zugleich. Kann „Mütterlichkeit“, mit der eigentlich die Fürsorge und Pflege von eigenen Kindern, bzw. engen Verwandten verbunden wird zu einem Beruf werden? Ist es denn möglich „Mütterlichkeit“ zu „verleihen“? Was verbinden wir mit dem Konstrukt der „Mütterlichkeit“ überhaupt früher und heute? Inwieweit sind die aktuellen Pflege- und Erziehungsberufe noch geprägt von den einstigen Ideen und Idealen der Gründerinnen Anfang des 20. Jahrhunderts? Und welche Bedeutungen hatte das für die Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung des Berufsfeldes?

Schaut man zurück auf die historische Entwicklung der Erziehungs- und Pflegeberufe in den letzten 100 Jahren kann man/frau erkennen, wie das Konzept der berufsmäßigen „Mütterlichkeit“ zu einer wichtigen tragenden Stütze innerhalb des Emanzipationsprozesses der bürgerlichen Frauenbewegung wurde. Die Verberuflichung und Professionalisierung Sozialer Arbeit hatte für die beteiligten Frauen und darüber hinaus für das Geschlechterverhältnis im Allgemeinen eine „Materialisierung“ der Mütterlichkeit zur Folge.

In unserem Workshop wollen wir die unterschiedlichen historischen Entwicklungslinien sowie eine Re-Kontextualisierung aktueller Entwicklungen und Debatten in den Blick nehmen.

Diese Veranstaltung richtet sich an alle „professionalisierten“ und nicht „professionalisierten“ Mütter und Väter, an interessierte Personen, die direkt oder indirekt an Debatten um Mütterlichkeiten beteiligt sind sowie an alle, die Interesse an einer originellen Diskussion aktueller Themen haben.

Veranstalterin ist die Stadt Luxembourg, vorbereitet und durchgeführt wird sie von unserem Institut.

Für den Einführungsvortrag konnten wir die international renommierte Forscherin Prof. Dr. Sabine Hering aus Potsdam gewinnen, die zahlreiche Veröffentlichungen vorgelegt hat u.a. zu den Themen:

  • Was ist Soziale Arbeit? Traditionen – Widersprüche – Wirkungen., Opladen: Verlag Barbara Budrich, 2013.
  • Geschichte der sozialen Arbeit – Eine Einführung. Ein Quellenband, Weinheim: Juventa Verlag, 2013, (5. Auflage mit Richard Münchmeier).
  • Sorge um die Kinder – Beiträge zur Geschichte von Kindheit, Kindergarten und Kinderfürsorge, Weinheim: Juventa, 2007 (mit Wolfgang Schröer).
  • Bürgerschaftlichkeit und Professionalität – Wirklichkeit und Zukunftsperspektiven Sozialer Arbeit, Wiesbaden: VS Verlag, 2007.
  • Das verwahrloste Mädchen’ – Diagnostik und Fürsorge in der Heimerziehung zwischen Kriegsende und Reform (1945-1965), Opladen: Verlag Barbara Budrich, 2006 (mit Eva Gehltomholt).
  • Das BDM-Werk „Glaube und Schönheit“. Die Organisation junger Frauen im Nationalsozialismus, Opladen: Leske und Budrich, 2004, 2. Auflage (mit Kurt Schilde).
    Toleranz – Weisheit, Liebe oder Kompromiß? Multikulturelle Diskurse und Orte., Opladen: Leske und Budrich, 2004.
  • Die Geschichte der Sozialen Arbeit in Europa (1900-1960). Wichtige Pionierinnen und ihr Einfluss auf die Entwicklung internationaler Organisationen, Opladen: Leske und Budrich, 2002. Wegbereiterinnen der modernen Sozialarbeit. Texte und Biographien zur Entwicklung der Wohlfahrtspflege, Weinheim: Juventa, 1999, (mit Maike Eggemann).

Sie hat Soziologie, Linguistik und Literaturwissenschaft studiert und 1973 promoviert. Anschließend Tätigkeiten als Forscherin, Planerin und Dozentin an den Universitäten in Tübingen und Kassel. 1983 Gründung des Archivs der deutschen Frauenbewegung in Kassel. Nach ihrer Habilitation 1989 lehrte sie an Universitäten in Frankfurt/Main, Siegen und Berlin. 2000/2001 Gastprofessur an der FU Berlin.